Forum Romanum
Forum Romanum


Schon im Mittelalter wurden ueber das Forum Romanum die sagenhaftesten Legenden erzaehlt. Zum Beispiel, dass unter der Erdoberflaeche unsagbare Schaetze aus den Eroberungen der alten Kaiser lagern. Andere Parteien behaupteten, dass in den unterirdischen Gaengen wilde Tiere, halb Mensch, halb Wolf, hausen, die des nachts die unartigen Kinder zu sich holen. Doch was veranlasste die Leute zu solchen Vermutungen? Sicherlich war es die im Mittelalter weit verbreitete Unwissenheit ueber die eigentlichen Urspruenge des Forum Romanum.

Eigentlich war das Forum Romanum ein sumpfiges, unbebaubares Tal zwischen zwei der sieben Huegel Roms und wurde zuerst von den Latinern besiedelt. Im 9. bis 6. Jahrhundert v. Chr. begruben die Bewohner der Huegel hier ihre Toten, was sicherlich auch Anteil daran hatte, dass solche Geruechte in Umlauf gekommen waren. Schon zu diesem Zeitpunkt gab es Gebaeude, die bis auf Romulus zurueckzufuehren sind. Im 5. Jahrhundert v. Chr. wurden hier die ersten Tempel gegruendet, und das Forum entwickelte sich zum Mittelpunkt des staedtischen Lebens von Rom, das sich in der Zwischenzeit um diese Dorfgruendung herum gebildet hatte.
Mit zunehmendem staedtischem Fortschritt entwickelte sich auch die religioese Bedeutung des Forums. 390 v. Chr. verursachte ein Brand, durch die Gallier gelegt, schwere Schaeden. 145 v. Chr. erlebte das Forum Romanum einen unwahrscheinlichen Aufschwung, da die politischen Reden von nun an hier gehalten wurden.
Fnr die naechsten 100 Jahre behielt diese Staette ihre Bedeutung; um genauer zu sein, bis zu dem Tag, an dem Clodius, ein Feind Ciceros, hier bei lebendigem Leib verbrannt wurde. Mit dem Tod Julius Caesars und dem Beginn des Imperiums veraenderte das Forum sein Gesicht sehr deutlich. Bis ca. 100 n. Chr. entstanden hier ueber 80 neue Tempel, die zu Ehren bedeutender Roemer oder Goetter errichtet wurden. Wohl der bekannteste ist der Titusbogen, der zur Erinnerung an den Triumph ueber die Juden und die Eroberung Jerusalems steht. Oftmals wurden Tempel unbeliebter Vorfahren niedergerissen und an deren Stelle neue errichtet. Der heftigste Brand des Forums ereignete sich im Jahre 191, und heutzutage sind als aelteste Gebaeude nur noch die Wiederherstellungsarbeiten aus dieser Zeit zu sehen. Von nun an war kein Platz mehr, fuer die Errichtung neuer Denkmaeler und Gebaeude.

303 wurden vier Saeulen zu Ehren des Tetrarchen errichtet, von denen heute noch drei sichtbar sind. Dies war der letzte Bau auf dem urspruenglichen Forum Romanum, da der Kaiser und ein Teil seines Hofes die Stadt verlassen hatten. Von nun an wurde Rom von Feuern, Erdbeben und Randalierern heimgesucht, auch wenn dem Forum Romanum in dieser Zeit sehr wenig Schaden zugefuegt wurde und ebenso von den spaeteren Invasoren geachtet und gewuerdigt wurde.
Die langsame Christianisierung Roms ging einher mit der Christianisierung des Forums, da viele Tempel in Kirchen in christliche Institutionen umgewandelt wurden.

Zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert erlebte das Forum seinen groessten Zerfall, da es in der Stadt zu Kaempfen zwischen verschiedenen Parteien kam und sich ueber das Forum Romanum eine Truemmerschicht ablagerte, auf der Gaerten und Haeuser entstanden. Noch nicht verschuettete Tempel wurden von adligen Roemern als Haeuser gewaehlt. Ab jetzt gab es keinerlei konkrete Erinnerungen an das urspruengliche Forum mehr, was der beste Naehrboden fnr die oben genannten Geruechte war.
Mit der Rueckkehr der Paepste aus Avignon begann eine neue Epoche, was allerdings den Nachteil nach sich zog, dass noch vorhandene wertvolle kulturelle Gegenstaende (Statuen, etc.) als Baumaterial fnr andere Gebaeude verschwendet wurden. Im krassen Gegensatz dazu wurden erste Bemuehungen gemacht, die urspruengliche Funktion und Gestalt des Forums zu deuten.

Im Jahre 1788 gab es die ersten Ausgrabungsversuche, die wegen ihrer Planlosigkeit mehr Schaden anrichteten, als neue Erkenntnisse mit sich brachten. Die ersten richtigen Ausgrabungsarbeiten fanden Anfang des 19. Jahrhunderts statt, bei denen viele alte Geruechte widerlegt und falsche Ideen richtiggestellt wurden. Die intensiven Ausgrabungsarbeiten waehrend dieser Zeit erfuhren neuen Aufschwung durch die Regierung, die erst ab 1870 diese Bemuehungen finanziell unterstuetzte. Seit 1898 laufen die noch anhaltenden Ausgrabungsarbeiten, die, von einigen Unterbrechungen abgesehen, laufend neue Erkenntnisse mit sich bringen.

Doch ist ueber keinen Platz in ganz Rom noch so viel Unbekanntes und Mystisches im Umlauf wie ueber das Forum Romanum.


Claus Strecker and Levent Yasavul