Die römischen Thermen und das antike Badewesen
Die römischen Thermen und das antike Badewesen


1.Einführung

Zwischen Mensch und Wasser besteht ein Verhältnis, welches uns in die frühesten Zeitalter unserer Geschichte zurück führt. In vorgeschichtlicher Zeit, d.h. vor dem übergang vom Nomadentum zu permanenter Siedlung, war der Umgang mit dem Wasser ein relativ unbeeinflußbarer Teil der Natur, wie zum Beispiel der Ablauf von Tag und Nacht, den man hinnehmen mußte wie er war, oder sich danach richten. Damit ist gemeint, daß sich die Urmenschen keine Mühe machten, das Wasser und dessen Vorkommen so in den Griff zu bekommen, daß es für unsere Verhältnisse beqüm nutzbar würde. Nein, erst mit der permanenten Siedlung der Menschen an einem bestimmten Ort, und den damit verbundenen landwirtschaftlichen Aktivitäten trat die Auseinandersetzung mit dem Wasser in ein neues Stadium. In den Siedlungsgebieten entstand ein konzentrierter Wasserbedarf, der nur mit dem lokal vorkommenden Wasserangebot gedeckt werden konnte. Es tauchten Probleme auf, die mit Einfallsreichtum und Intelligenz gelöst werden mußten. Die zeitgenössischen Techniker waren dazu verpflichtet immer neue Qüllen und Vorkommen zu erschließen und Nutzbar zu machen. Das Wasser mußte gelagert werden und schnell den immer größer werdenden Menschenmengen zur Verfügung stehen. Auch die Problematik der Abwasserbeseitigung bedurfte einer Lösung. Aber so wie das Wasser nützen konnte, so konnte es auch schaden. Bei Siedlungen in Flußtälern oder in saisonal überschwemmten Gebieten mußten zusätzlich auch noch überflutungsschutz eingerichtet werden. Die zivilisatorische Entwicklung der Menschheit war also von Beginn an begleitet von Planungen und Bauten großen Maßstabs zum Nutzen des Wassers und zum Schutz gegen das Wasser. Dabei steht fest, daß die altertümlichen und antiken Menschen keine fundierten und hochwissenschaftlichen Grundlagen über die Chemie und Physik des Wassers besaßen, sondern daß sie vielmehr intuitiv mit dem Wasser umgingen. Das Wasser "zu zähmen" war also vielmehr eine Kunst, als eine Wissenschaft.


2.Die Entwicklung der Thermen

2.1 Die Anfänge

Mit der zunehmenden Verbesserung der Technik, und der langsam beginnenden Auseinandersetzung mit der Physik des Wassers, besonders im römischen Reich, entwickelte sich eine richtige Wasserkultur. Die Ausgaben in bezug auf die Nutzung des Wassers erhöhten sich ständig. Mit der Errichtung der Aquädukte war das Wasser bald überall und jederzeit im Imperium romanum zu Nutzen. So lag der Gedanke öffentliche Waschstellen zur Körperpflege einzurichten nicht mehr all zu fern. Es entwickelten sich kleine Badestuben (balnea) , die zwar noch sehr primitiv waren, ihren Zweck aber erfüllten. Der Ursprung dieser Badestuben und kleineren Badeanlagen lag im alten Griechenland, und läßt sich auf ungefähr 400-300 v. Chr. datieren. Den Einzug in die Kultur Roms machten diese Einrichtungen ca.300-200 v. Chr. Eine der frühesten öffentlichen Anlagen sind die Terme Stabiane in Pompei, deren erste Phase ins 3. Jh. v. Chr. zurückreicht.

Seneca schreibt Mitte des 1.Jh. als das Badewesen schon relativ weit entwickelt war: "Aber einst, da gab es nur wenige Bäder, und diese waren jeglichen Schmuckes bar. Warum hätte man auch Schmuck verwenden sollen auf eine Sache, die bloß ein viertel As kostete und die für das Bedürfnis und nicht für das Vergnügen erfunden war? Es wurde kein Wasser nachgefüllt, und es strömte nicht immer frisch...zu...Aber... wie interessant ist es, jene finsteren, nur mit gemeiner Tünche überzogenen Badestuben der alten Zeit zu betreten, wenn man weiß, daß hier ein Cato...als Ädil mit eigener Hand das Wasser auf seinen Wärmegrad zu prüfen pflegte."

Man sieht also deutlich, daß es unter den mittlerweile verwöhnten Römern, in Bezug auf das Baden; auch einige Kritiker gab. (Was bei der späteren Ausstattung der Thermen zu verstehen ist. Aber dazu später mehr.)

2.2 Das Mittelstadium

Als Nachfolger der kleinen und primitiven Badestuben traten langsam die "richtigen" Thermen in Erscheinung. Dazu sei allerdings gesagt, daß sich von den Badestuben der Anfangszeit in Rom, nur wenig bis gar keine Reste oder Ruinen finden ließen. Ein gutes Beispiel für die Weiterentwicklung der Thermen insbesondere der Architektur sind die Thermen des Agrippa . Sie wiesen zwar noch nicht die spätere typische Symmetrie auf, galten aber als eine der frühesten Großbauten. Sie wurden schätzungsweise 20 v. Chr. in Betrieb genommen, als die Aqua Virgo, eine neue Wasserleitung, fertiggestellt war. Diese Wasserleitung ermöglichte offensichtlich erst einen Badebetrieb, da dieser mit einem immensen Wasserverbrauch verbunden war. Die Thermen des Agrippa zählten zum sog. Reihentyp was sich auf die Anordnung der Räume bezieht. Es ist aber trotzdem nicht ganz bestätigt, daß die Thermen des A. zu diesem Typ gehörten, da eine Einteilung nach dem bekannten Schema, (welches später noch ausführlich erklärt wird), sich nicht auf alle Thermen des Mittelmeerraums anwenden läßt. Zuweilen wurden den antiken Architekten große Freiheiten in Bezug auf die Gestaltung der Thermen gelassen. Woher wahrscheinlich die Vielfalt der einzelnen Typen rührt. Dieses Entwicklungsstadium kann man nach Meinung der meisten als das Mittelstadium der Thermenentwicklung betrachten. Generell kann man die Thermen des Mittelstadiums als mäßig große, nicht immer sehr gut ausgestattete Anlagen bezeichnen, die zwar immer ihren Zweck erfüllten, aber nicht immer als luxuriös galten. Die meisten der nun folgenden und später gebauten Thermen lassen sich zum Endstadium, mit dem sog. Kaisertyp im Mittelpunkt zählen.

2.3 Der Höhepunkt der Entwicklung

Mit dem zunehmenden Reichtum des römischen Imperiums und der verbesserten Technik und Bauweise der Ingenieure ließen sich immer monumentalere Gebäude errichten. Ausschlaggebend war außerdem der Wettstreit der verschiedenen römischen Kaiser, die als Zeichen ihrer Macht nicht nur viele Provinzen zu unterwerfen gedachten, sondern auch, und das zeigt ein soziales Bemühen um die Bevölkerung; nach Möglichkeit große und monumentale Badeanlagen zu errichten. Daher trugen viele Thermen in Rom den Namen eines Kaisers, ihres Bauherren.
Ein gutes Beispiel für den fortgeschrittenen Typ sind die Thermen des Nero , die sich ganz in der Nähe der Agrippa-Thermen befanden. In ihnen zeigte sich zum ersten mal der sog. Kaisertyp, d.h. eine streng axial ausgerichtete Anlage mit einer Reihe von Räumlichkeiten zusätzlich zu den eigentlichen Badesälen. Auch die Größe der gesamten Anlagen nahm mit diesem Bautyp erheblich zu, bis sie sich schließlich ins unermeßliche steigerten. Für das Endstadium sind die großen, zuweilen auch monumentalen Gebäude charakteristisch, die oft durch eine großzügige, luxuriöse Ausstattung hervortraten.


3. Die verschiedenen Typen

3.1 Die Anfangstypen

Wie wir schon in den vorangegangenen Abschnitten hörten, gab es in Rom, um das Jahr 0 herum schon einige Einrichtungen zur Reinigung des Körpers. Die ersten unter ihnen waren die sog. Balnea, kleine Badestuben, die ihren Ursprung in Griechenland hatten, und dort oft noch sehr spartanisch eingerichtet und ausgestattet waren. Diese kleine Badestuben traten nun ihren "hygienischen Eroberungszug" in das röm. Imperium an, bauten ihre Vormachtstellung aus und wuchsen zu gigantischen "Planschpalästen" an. Bereits 33 v. Chr. gab es laut einer Zählung Agrippas 170 Badestellen in Rom. Wie ebenfalls schon erwähnt, wuchsen die kleinen Thermen nun langsam zu größeren, brauchbareren Gebilden heran.

3.2 Das Mittelstadium

Im sog. Mittelstadium zeigte sich der ganze, oder zumindest ein großer Teil der damaligen Thermenbaukunst. Die Thermen erreichten eine immense Vielfalt, was wiederum auf die Freiheiten der Architekten zurückzuführen war. Es traten in den verschieden Regionen unterschiedliche Thermentypen auf: Es gab Reihenbäder, (getrennt nach Geschlechtern), Ringbäder, teilverdoppelte Badeanlagen, symmetrisch vergabelte Ringanlagen u.s.w. Diese Aufzählung erweckt vielleicht den Eindruck, daß es im Mittelmeerraum nur diese Typen gab, und daß man sich auf diese beschränkt hatte; nein im Gegenteil, die Zahl der Variationen ist groß und ließe sich mit ungefähr 800 beziffern. Im vorderen Orient wahr der Variatenreichtum besonders ausgeprägt. Auch auf die einzelnen Militärbäder für die Legionäre wird hier verzichtet.
a) Die Reihenbäder sind der einfachste Typ der Thermen nach den Balnea. Die verschiedenen Räume, (siehe 5. Die Ausstattung) war bei den Bädern des Reihentyps, wie der Name schon sagt, in einer Reihe angeordnet. Der Badende machte somit seinen Badegang in dem er die Räume durchläuft und auf dem Rückweg logischerweise die selbe Strecke gehen mußte. Die sog. Reihenbäder waren meistens in zwei Bereiche geteilt: für Fraün und Männer.
b) Die Ringanlagen waren so konzipiert, daß man am einen Ende starten konnte, den Rundgang machte, wobei man wieder am Ausgangspunkt ankam, ohne jedoch die selben Räume durchlaufen zu haben.
c) Der symmetrisch verdoppelte Ringtyp hatte im Prinzip dieselbe Struktur wie der einfache Ringtyp. Jedoch formten die Räume hier keinen Kreis sondern eine Halbkreis an den nun wieder die selbe Raumkonstellation in umgekehrter Reihenfolge anschließt. (a, b, c, d, e, f, e, d, c, b, a Muster)

3.3 Das Endstadium

Das Endstadium ist problemlos mit dem Höhepunkt gleichzusetzen. Nachdem Geld im römischen Imperium durch die häufigen Kriegs- und Eroberungszüge reichlich vorhanden war, fiel es den amtierenden Kaisern nicht schwer, große, stattliche Bauten zum Nutzen des Volkes zu errichten. Oft war es auch der edlen Spende eines wohlhabenden Einwohners Roms zu verdanken, welche, die Thermen zu gigantischen Gebäuden anwachsen ließ. Wie schon erwähnt, galt es unter den verschiedenen Kaisern als Wettstreit, die größeren und schöneren Thermen zu errichten. So kam es dann, daß die meisten der großen Thermen, insbesondere die in Rom, dem Typus der Kaiserthermen zuzuordnen sind.
Die Thermen der Kaiser lassen sich wiederum in zwei Typen einteilen. Der erste und kleinere war der sog. Kleine Kaisertypus, der aus zwei ringförmig zusammengeschlossenen Reihentypen bestand. Der Grundriß war äußerst symmetrisch und intelligent angeordnet. Die ersten Räume waren alle im Halbkreis symmetrisch verdoppelt, die letzten zwei dann in der Mitte liegend einfach errichtet. So konnte auch bei großem Besucherandrang eine relativ ruhige und weitläufig erscheinende Thermenanlage gewährleistet werden. Aus dem kleinen Typ entwickelte sich im Laufe der Zeit logischerweise der Große Kaisertyp. Der große Kaisertyp bildete mit seiner äußerst weitläufigen und großen Anlage den absoluten Höhepunkt. In ihm wurden alle Aspekte des Badens berücksichtigt. Ihn hier zu beschreiben wäre zuviel des guten, lassen wir lieber die Bilder sprechen.


4. Die Technik

4.1 Die Materialien

über die Materialien die beim Bau der Thermen verwendet wurden ließe sich ebenfalls ein "ganzer Roman" schreiben. Ich denke allerdings, daß eine kurze Ausführung wesentlich sinnvoller und interessanter ist.
Zwischen dem 2. und 4. Jh. n. Chr. wurde für die meisten Gebäude in Rom ein Backstein verwendet. (Nicht ein einziger, ...das wäre ein bißchen wenig...) Damit wir grundlegend über dessen Herstellung informiert sind, lassen wir kurz Herrn Leone Battista Alberti einen Baumeister aus der Renaissance zu Wort kommen: "Ziegel aus ein und der selben Erde werden viel fester, wenn die Masse wie der Brotteig erst gärt und sie von allen, auch den kleinsten, Steinchen gereinigt wird. Die Ziegel werden dann beim Brennen so hart, daß sie bei großem Feür die Härte eines Kieselsteins annehmen. Und sie bekommen, sei es durch das Feür beim Brennen, oder durch die Luft beim Trocken, ebenso wie das Brot eine harte Kruste. Daher ist es von Vorteil, sie dünn zu machen, damit sie mehr Kruste und weniger Mark bekommen."
Ziegel- und Backsteine waren also sehr beliebt, ebenso Puzzolan, ein loses erdähnliches Material, aus welchem sich hervorragend Mörtel anfertigen ließ. An Mörtel und ganz besonders an Zement, hatten die römischen Baumeister ihren Gefallen gefunden. So entstand zum Beispiel der Opus Cämentitium, der als Beton in der antiken Architektur eine bedeutende Rolle spielte. Aber auch Glas wurde verwendet. Ein Gemisch aus Quarzsand, Kalk und Pottasche ergab das erste brauchbare Glas. Zwar wurde von diesem Glas nicht all zu häufig Gebrauch gemacht da es für Fenster wahrscheinlich nicht stabil genug war, in Räumen aber, in denen man unbedingt die wärmende Kraft der Sonne ausnutzen wollte, fand es öfters Verwendung. Die meisten Lichtöffnungen und Fenster waren einfacherweise ganz offen, wovon auch immer die jahreszeitlich bedingten öffnungszeiten abhingen. In den beheizten Räumen allerdings wird man mit Glas gearbeitet haben. Zum Stichwort Marmor ist zu sagen, daß dieser häufig nur als Außenverkleidung der Gebäude gedient haben dürfte, da es sich bei diesem Material um ein relativ kostspieliges handelte. Seine Verwendung wurde im Laufe der Entwicklung, und mit steigendem Reichtum des Reiches immer häufiger.

4.2 Die Durchführung

Die Planung und Durchführung der Bauarbeiten im alten Rom war nicht immer ganz einfach. Die kleinen Balnea und Privaten Badestuben waren noch relativ einfach in die schon vorhandene, äußerst unüberlegt angelegte Stadt (Rom) zu integrieren, die sich im Laufe der Zeit entwickelte, und nicht wie zum Beispiel Karlsruhe nach einem Ursprungsplan angelegt worden war. Mit den großen Thermen kamen nun allerdings die ersten Probleme. Der Bauplatz war knapp, und besonders im Stadtkern und in den bevorzugten Lagen kaum zu bekommen. Da die Thermen möglichst günstig liegen und dabei noch repräsentativ wirken sollten, war es nicht immer ganz einfach, für die Architekten eine nach ihren Vorstellungen gefertigte Traumtherme zu errichten. Oftmals mußten sich die Ingenieure den örtlichen Gegebenheiten anpassen und die Gebäude mehr oder weniger in Lücken "hineinqütschen". War das Platzproblem erst einmal gelöst, stellte sich ein weiteres: das Wasser. Die Herbeischaffung des Wassers war nicht sehr einfach. Da es den Technikern der damaligen Zeit aber nicht an Einfallsreichtum mangelte gelang es die Stadt mit Wasser regelrecht zu überfluten. Wasser, welches mit Hilfe von unzähligen Aquädukten herangeführt wurde, konnte in der ganzen Stadt verbreitet werden. So war es ebenfalls Aufgabe der Kaiser in ihrer Amtszeit für eine ausreichende Wasserversorgung zu sorgen, da davon auch ihr Ruf und ihr Ansehen innerhalb des Volkes abhing. Zur Zeit der Plünderung Roms durch die Goten im Jahre 410 n. Chr. versorgten 11 Aquädukte 1212 Brunnen, 11 große kaiserliche Thermen und 926 öffentliche Bäder. Nie zuvor hatte eine Stadt über derartige Wassermassen verfügt. Hierzu lassen wir am besten noch einmal einen zeitgenössischen Schriftsteller zu Wort kommen. Plinius d. ä. (23 n. Chr.- 79 n. Chr.) schreibt:
"Doch wer die Fülle des Wassers sieht, das so geschickt in die Stadt geleitet wird, um öffentlichen Zwecken zu dienen - Bädern, Häusern, Rinnsteinen, Vorstadtgärten und Villen; wer die hohen Aquädukte betrachtet, die erforderlich sind, um die richtige Beförderung zu garantieren; wer an die Berge denkt, die deshalb durchstoßen, und die Täler, die aufgefüllt werden mußten, der wird zugeben, daß der Erdkreis nichts Bewundernswerteres aufzuweisen hat."


5. Die Ausstattung

5.1 Die Räume und ihre Abfolge

Nun zu der Beschreibung der einzelnen Räume der Thermen. Für die meisten Badeanlagen läßt sich eine grundlegende Einteilung der verschiedenen Räume durchführen. Als Badegast, und das hat sich meiner Meinung nach bis heute gehalten, zog man sich um oder aus, bevor man den Badevorgang begann. Die Auskleideräume (man badete unbekleidet) der antiken "Schwimmbäder" waren die sog. Apodyteria (Apodyterium). Die Apodyteria waren oft mit kleinen an der Wand verlaufenden Sitzbänken versehen, die den Badegästen das Umkleiden erleichterten. Die abgelegte Kleidung konnte in kleinen, abschließbaren Wandnischen den sog. Loculi aufbewahrt werden. In manchen großen Bädern gab es sogar einen Angestellten, den Capsarius, der die Kleidung bewachte.
Dem Apodyterium folgte das Frigidarium, ein meistens rechteckig geformter Raum, der nie beheizt wurde und dessen Becken, die Piscinen, kaltes Wasser enthielten. Ebenso standen Marmorsessel bereit, in denen man sich mit kaltem Wasser übergießen lassen konnte. Von diesen Marmorsesseln soll es in den Caracalla-Thermen 1600 gegeben haben. Es bestand ebenso die Möglichkeit sich massieren zu lassen. Das Frigidarium war meistens der größte Raum der Thermen, überragte die anderen und war außerdem oft reichlich verziert. Es liegt also nicht fern, das Frigidarium als den Aufenthaltsraum der Thermen zu bezeichnen. Parallel zum Frigidarium gab es oft eine große Sporthalle, Palästra oder Gymnasion genannt. In der Palästra betätigte man sich vor dem Baden sportlich. Funde zeugen von Ballspielen, Muskel- und Turnübungen. Aber auch die uns durch die olympischen Spiele bekannten, von den Griechen überlieferten Sportarten, wie zum Beispiel Speerwerfen, Ringen, Wettlauf und Diskuswerfen, wurden praktiziert. War man nach dem Sport erschöpft, konnte man in das Frigidarium zurückgehen und sich im kalten Wasser erfrischen. An das Frigidarium schloß das Tepidarium an. Es handelte sich um einen lauwarmen Raum, der auch als Durchgangs-, übergangs-, oder Anpassungsraum zwischen Kalt- und Warmbad bezeichnet wurde. Selten befanden sich Wasserbecken im Tepidarium. Der Raum war im Verhältnis zu den anderen Räumen der Thermen relativ klein. Man verweilte demnach nicht sehr lange dort, meistens nur so lange, bis sich der Körper an die höhere Temperatur gewöhnt hatte. Gab es in der Gesamtanlage aber kein gesondertes Salbzimmer (unctorium), konnte auch das Tepidarium diese Funktion übernehmen. Hatte man sich langsam an die erhöhte Temperatur gewöhnt, konnte man den Badevorgang fortsetzten, indem man in das Caldarium eintrat, welches den heißesten Raum der Thermen darstellte. Das Caldarium wurde, um die Wärme der Sonne zu nutzen, immer nach Süden oder Südwesten hin gebaut und mit kleinen Nischen versehen. Es war immer durch eine Hypokaustenanlage beheizt, wodurch die Temperatur am Boden problemlos 50-60 Grad betragen konnte. Aus diesem Grunde trugen die meisten Badegäste Holzsandalen. Die Nischen waren mit kleinen Wannen versehen, die heißes Wasser enthielten, in denen man Heißbäder nehmen konnte. Es bestand auch die Möglichkeit, sich von einem Bademeister oder einem Sklaven mit heißem Wasser übergießen zu lassen. Waren die Thermen sehr groß, oder hatte man beim Bau über genügend Geld verfügt, so gab es oft auch ein separates Schwitzbad, das Laconicum. Ein kleines, rundes Räumchen, welches wiederum mit Nischen versehen war, in denen man sich niederlassen konnte. Wie uns Funde aus den Thermä Stabiane in Pompeji zeigen, war das Laconicum offensichtlich nicht mit einer Hypokaustenanlage, sondern mit einem Holzkohleofen beheizt worden, der eine enorme Hitze brachte und somit besser geeignet war. Wie aber schon erwähnt, besaßen nicht alle Thermen diesen Raum. War er nicht vorhanden, so mußten sich die Badegäste mit der Hitze des Caldarium begnügen. Die meisten Badegäste nutzen nach dem Heißbad oder dem Laconicum oft das Natatio, um sich durch einen Sprung ins kalte Wasser zu erfrischen. Das Natatio war ein großes Schwimmbecken, das meistens nicht überdacht und nach Norden ausgerichtet war, so daß das Wasser eine erfrischend kalte Temperatur hatte. Die nun folgenden Räume waren meistens nur in großen, luxuriös ausgestatteten Thermen vorhanden und bedürfen daher keiner all zulangen Erklärung. Wie schon beim Tepidarium erwähnt, gab es oft ein separates Salb- und Massagezimmer, in denen man sich auch einölen lassen konnte. Massiert wurde von hauseigenen Masseuren, oder wiederum von mitgebrachten Sklaven. Ebenfalls vorhanden waren Arztpraxen, in denen zeitweise auch Operationen und Zahnärztliche Behandlungen durchgeführt wurden. Selbstverständlich waren die ärzte oder Balneologen (wie sie auch genannt wurden) gerne zu Beratungen bereit, was den Badevorgang und die Abfolge der Räume betraf.
Zur Entspannung standen in den größeren Anlagen oft Bibliotheken und Vortragsräume zur Verfügung. Die Badegäste hatten somit die Möglichkeit sich nach dem Baden in den Bibliotheken zu bilden, oder in den Vortragsräumen einem Dichter oder Philosophen zuzuhören, bevor sie ihren Badevorgang fortsetzten. Als letztes wären noch die Imbißstuben, die Ruheplätze- und Räume und die Garten- und Grünanlagen zu erwähnen. Von denen es oft zahlreiche gab.

5.2 Die Heizung und Hypokausten

Oben wurde einmal die Heizung in Bezug auf die Warmbaderäume erwähnt, diese Heizungen hießen Hypokausten. Bei den sog. Hypokaustenanlagen handelte es sich um Heizungen die die Temperatur in den einzelnen Räumen der Thermen aufrecht erhalten sollten. Hypokaustum ist Griechisch und bedeutet von unten geheizt. Die meisten der Thermenräume hatten einen Fußboden der auf Stützen gebaut war, die aus Backsteinen bestanden. Es entstand also ein Hohlraum zwischen dem Fußboden und dem wirklichen Boden. Dieser Hohlraum wurde von heißer Luft durchströmt, die in einem oder mehreren zentralen öfen, mit Hilfe von Holzfeür erzeugt wurde. Von den Ingenieuren geschickt geplante Luftkanäle im Maürwerk leiteten die heiße Luft in die jeweiligen Räume. Diese Heizungen sind grob betrachtet mit unseren heutigen Fußbodenheizungen vergleichbar. Der antike Architekt Vitruv schreibt darüber: "Die hängenden Fu0böden der Bäder müssen so angelegt werden, daß zürst aus Ziegelplatten von 1,5 Fuß ein Bodenbelag gelegt wird, der zum Unterfeürungsofen so geneigt ist, daß ein Ball, den man hineinwirft, nicht innen liegen bleiben kann, sondern ganz von selbst zum Heizkammervorraum (Preafurnium) zurück rollt. So wird sich die Flamme leichter unter dem schwebenden überbau verbreiten. Auf dem Pflasterboden führe man aus achtzölligen Ziegeln Pfeiler auf, so in abständen verteilt, daß Ziegelplatten von 2 Fuß darüber gelegt werden können. Die Pfeiler aber sollen eine Höhe von 2 Fuß haben. Sie sollen mit Lehm der mit Haaren durchknetet ist, geschichtet werden, und darüber sollen 2 Fuß lange Ziegelplatten gelegt werden, die den Estrich tragen."

5.3 Die Ausschmückung und Verzierung

Die großen, imposant wirkenden Räume der Thermen waren keinesfalls kahl und ungeschmückt. An den Böden befanden sich große, farbenreiche Mosaike, die durch eigens dafür ausgebildete Mosaikleger gelegt wurden und durch deren herausragende Fähigkeiten oft daürhafter wurden als die Gebäude die sie schmückten selbst. So findet man heute häufig nur die Mosaike in den Ruinen antiker Badestätten. Mosaike waren meistens farbige Muster, stellten aber auch oft religiöse-, kaiserliche- oder hygienische Zeremonien dar, wodurch auch die meisten Theorien über den Ablauf des Badens und die Vorgänge in den Thermen belegt und begründet sind. Sie befanden sich auch häufig an den Wänden und besonders in den feucht-heißen Räumen, wo sie die Wandmalereien ersetzten, da diese sich den ungünstigen Bedingungen gegenüber nicht als widerstandsfähig erwiesen.
Selbstverständlich gab es auch Statün, die den jeweiligen Kaiser oder den Erbaür der Anlage zeigten und natürlich Götterbilder. Aber nicht nur Einzelpersonen, sondern auch ganze Geschehnisse und Gruppen wurden in Plastiken und Statün in den Thermen aufgestellt. Die Lakoongruppe zum Beispiel stammt aus den Thermen des Trajan und ist heute in den vatikanischen Museen zu sehen. Die meisten Skulpturen standen im Badebereich und waren in Lebensgröße gefertigt. Selten kamen auch Kolossalstatün vor, wie zum Beispiel in den Caracalla-Thermen, die sogar mit sieben Stück ausgestattet waren. In den restlichen Räumen, in denen Wasser und Hitze nicht vorherrschten, konnten sogar Teppiche an den Wänden und auf den Fußböden ausgelegt werden. Die oft zahlreich vorhandenen Ruhesessel wurden mit Tierfellen beqümer gemacht.
Die Architekten der damaligen Zeit verstanden es sehr gut, die Thermenräume innen so zu gestalten und zu verzieren, daß die einzelnen Kunstwerke sich ergänzten und somit ein einziges großes bildeten. Stuckornamente und Gravuren spielten bei der Verbindung der einzelnen Werke eine große Rolle.


6. Die Kultur

Nachdem wir die architektonischen und technischen Aspekte der römischen Badekultur ausreichend besprochen haben, können wir uns nun den sozialen und kulturellen zuwenden. Rom spielte in der Antike eine übergeordnete und herausragende Rolle, wie fast keine andere Stadt zu dieser Zeit. Rom erlangte, besonders da es Hauptstadt des römischen Weltreiches war, enorme Aufmerksamkeit. Auf diese besondere Aufmerksamkeit ist auch die außerordentlich gute, technische und kulturelle Entwicklung der Stadt zurückzuführen. In keiner anderen Stadt der antike gab es soviel Wasser wie in Rom. Die Einwohner Roms waren schon früh an einen gewissen Standard in Bezug auf Wasser gewohnt. So ist es nicht sehr verwunderlich, daß die römischen Bürger die außerordentliche Anzahl an Thermen und Bädern als normal empfanden. Einfache Leute gingen meistens in sogenannte Pachtbäder (Balnea meritoria). Pachtbäder waren Badeanlagen mittleren Stils, die oft von einer Privatperson erbaut worden waren und anschließend an einen Pächter verpachtet. Die Pachtbäder dürften der kosten wegen nicht all zu groß gewesen sein, da sich Privatleute nicht oft im Besitz von solchen Vermögen befanden, wie es die Kaiser und Feldherren hatten. (Man kann aber problemlos mit der Größe des Tullabades rechnen...J ) Besuchten sie nicht die Pachtbäder, so waren es die kleinen öffentlichen Bäder, die sogenannten Balnea publica die den Menschen die nötigen Hygienischen Einrichtungen boten. Balnea publica waren staatliche Anlagen die wie alle anderen Bäder auch, mit Beamten betrieben wurden.
Wohlhabendere Bürger besuchten aber meistens die großen öffentlichen Thermen, die Thermä, in denen der Eintritt, der sogenannte Obolus etwas mehr gewesen sein dürfte als in den Pachtbädern. Die Thermä waren große, von den Kaisern oder anderen reichen Personen gestiftete Badeanlagen. Sie boten oft ein reichhaltiges Angebot an Freizeitbeschäftigung (vergl. Abs. 5.1). Von diesen großen Thermen gab es zur Blütezeit der Badekultur 11 Stück in Rom. Natürlich standen die Thermen jedermann zur Verfügung, wurden aber oft nur von Bürgern bestimmter Schichten genutzt. Sklaven z.B. ließen sich nicht in den Thermen finden, außer sie waren von ihrem Herrn mitgebracht worden, um ihm vielleicht den Rücken zu Bürsten, oder ihn mit Heißwasser zu übergießen. Die meisten wirklich reichen Bürger aber besaßen oft große Villen, die mit eigenen Privatbädern ausgestattet waren. Diese Villen und mit ihnen auch die Bäder konnten oft große und luxuriöse Ausmaße annehmen. Somit hatten die Bewohner dieser es nicht nötig, sich zum waschen in die öffentlichkeit zu begeben. Aber Waschen und Baden waren nicht nur notwendige Körpepflegemaßnahmen, sondern auch Freizeitge-staltung und Vergnügen. Mit der zunehmenden Größe und Ausstattung wurde das Baden immer angenehmer. Die Menschen trafen sich zum Beispiel zum Sport, zum Spiel, zur Unterhaltung oder zum Faulenzen. Dabei wurden Neuigkeiten ausgetauscht, Verträge gemacht, Staatsmänner bestochen, Intrigen und Verschwörungen begangen, geplaudert und getuschelt. In den großen Thermen, wie zum Beispiel denen des Diokletian hatten so viele Menschen Platz, daß diese zu richtigen Kommunikationszentren wurden. Die Thermen waren Orte, wie sonst keine anderen in Rom. Man konnte sich zwar auf den großen Piazzen treffen und dort Kommunizieren, aber dies brachte nie die Atmosphäre die in den Thermen geherrscht hat. Sie boten eben Wasch-, Sport-, Spiel- und Unterhaltungsgelegenheiten, und gaben die Möglichkeit zu studieren und sich medizinisch versorgen zu lassen. Demnach waren sie also multifunktionelle Gebilde, die große Anziehungskraft auf die Menschen ausübten. Daß die Menschen der damaligen Zeit einen anderen Tagesablauf hatten, der weniger Arbeit beinhaltete und der ihnen mehr müßige Stunden bescherte als unserer ist anzunehmen, da sonst , man stelle sich einen japanischen 15 Stundenarbeitstag im alten Rom vor, keiner mehr Zeit gehabt hätte die Thermen zu besuchen. Ein altes (mir sympathisches) römisches Motto erläutert diese Frage recht treffend.

"Sechs Stunden Arbeit genügen; die folgenden Stunden des Tages rufen mit deutlicher Schrift: "Lebe!" den Sterblichen zu."



7. Die verschiedenen großen Thermen Roms

7.1 Die Thermen des Agrippa

Agrippa war ein Feldherr und hatte sich auf Kriegszügen große Reichtümer erworben, aus denen er zahlreiche öffentliche Bauten finanzierte. Darunter war auch das erste Pantheon und die nach ihm benannten Thermen. Im Jahre 25 v.Chr. wurde mit dem Bau der Thermen auf dem Marsfeld in Rom begonnen, und nach der Fertigstellung an die neu Wasserleitung, die Aqua Virgo angeschlossen. Mit dieser Wasserleitung wurde auch ein künstlich angelegter See versorgt, der den Thermen als Natatio diente. Die Thermen des Agrippa waren aller Wahrscheinlichkeit nach noch nicht symmetrisch angelegt.

7.2 Die Thermen des Nero

Die Thermen des Nero wurden 62 n.Chr., nordwestlich des Pantheon gelegen eröffnet. Die Thermen des Nero war die erste Anlage dieser Größe. Ihre Maße betrugen 190m in der Länge und 120m in der Breite. Die Nero-Thermen waren die ersten einer Reihe großer Kaiserthermen, deren Räume streng symmetrisch und spiegelbildlich angeordnet waren.

7.3 Die Thermen des Trajan

Unter Kaiser Trajan hatte das römische Reich seine größte Ausdehnung erhalten. Es stand in großer Blüte und neue Bautätigkeiten setzten ein. Es wurden Brücken, Straßen, Kanäle und Städte gebaut. Und natürlich auch Thermen. 109 n.Chr. wurden sie nach nur fünf Jahren Bauzeit fertiggestellt und der öffentlichkeit übergeben. Das gesamte Areal der Anlage maß 330m x 315m und war von einer kleinen Maür umgeben. Die zur gleichen Zeit erbaute Aqua Trajana sorgte für eine kontinuierliche Wasserversorgung, indem sie ein gewaltiges Reservoir, 75m nordöstlich der Anlage gelegen speiste. Das Caldarium, der Heißbaderaum, war auch hier, wie zuvor bei den Thermen des Nero auch, ebenfalls weit aus der Anlage herausragend gebaut. Mit den Thermen des Trajan und denen des Titus (hier nicht beschrieben) befand sich nun auch im Herzen Roms ein relativ großes Vergnügungs- und Erholungsgebiet. Das charakteristische an diesen Anlagen waren die großen und weitläufigen Flächen welche die Thermen umgaben. Caracalla hat mit seinen Thermen nur noch diesen Stil aufgreifen müssen und sie neu anpassen.

7.4 Die Thermen des Caracalla

Mit dem Bau der Caracalla-Thermen wurde schätzungsweise 212 n.Chr. begonnen, wobei die Bauzeit nur vier Jahre betrug. Die Thermen des Caracalla waren eine der größten ihrer Art. Das Gesamtareal umfaßte eine Fläche von 140 000 m², das eigentliche Bad 30 000m² in ihm sollen 1500 Menschen Platz gehabt haben. Der große Thermenhof war fast quadratisch angelegt. Der Besucher näherte sich von Nordosten dem Haupteingang in der Mitte einer 337m breiten Portikus, die allerdings erst unter Alexander Severus hinzugefügt wurde. Der zweistöckige Bau beherbergte im Erdgeschoß Läden und Magazine, während der erste Stock vermutlich Wohnräume für das Personal enthielt. Die Läden setzten sich auch an den Seiten der Umfassungsmaürn bis zu etwa deren Mitte fort. Innerhalb der Maürn befand sich außerdem noch eine stadionartige Sportanlage, eine riesige Zisterne mit 33 000 m³ Fassungsvermögen, mehrere Brunnen und Bibliotheken. Das Caldarium dieser Thermen war so groß, daß eine Kugel von 43m Durchmesser darin Platz gefunden hätte. Das Frigidarium war 1392m² groß und somit der größte Raum der Thermen. Reichlich geschmückt und gut ausgestattet lud es zum verweilen nach dem Heißbad im Caldarium ein. Neben den Thermen des Diokletian sind es die größten die jemals gebaut wurden.

7.5 Die Thermen des Diokletian

Die Thermen des Diokletian lagen unweit des heutigen Bahnhofs, Stazione Termini, der von diesen seinen Namen erhielt. Sie Wurden zwischen 298 und 306 n.Chr. erbaut, und waren die größten ihrer Art. Sie übertrafen an Größe alle Kaiserthermen des Römischen Reiches: der Außenbau umfaßte 380 x 370m, das sind ca.30 Fußballfelder, der Kernbau hatte 45000m². Mehr als 3000 Personen sollen darin Platz gehabt haben. Wenn man bedenkt das dieses Bauwerk in nur acht Jahren Bauzeit erschaffen wurde, so müssen unglaublich viele Hände daran mitgewirkt haben. Gerüchte besagen, daß man wahrscheinlich 40000 zu Zwangsarbeit verurteilte Christen herangezogen hatte. Sei dies wirklich so gewesen , so ist es nicht verwunderlich, daß ein so großer Bau erschaffen wurde, da ja die Löhne für die Arbeiter wegfielen, und so Geld gespart wurde. Die Anlage entsprach ihrer Form nach dem großen Kaisertypus. Das Caldarium aber war nicht wie bei den Caracalla-Thermen rund, sondern wie bei den Trajans-Thermen ein Rechteck mit Nischen. Das an das Caldarium anschließende Tepidarium hatte zwei Nischen mit jeweils einem kleinen Schwimmbecken. Auf das Tepidarium folgte das kolossale, qür zur Mittelachse liegende Frigidarium. Seine Fläche betrug ca.2450m², man hätte also problemlos mehr als 300 Kleinwagen darin parken können, hätte es diese damals schon gegeben. In dieses Frigidarium hinein hat Michelangelo die Kirche Santa Maria degli Angeli gebaut, man kann sich auch heute noch von der Größe des Frigidarium überzeugen. Nach den Thermen des Diokletian wurde nur noch eine große Thermenanlage gebaut, die Thermen des Constantin, die wir hier nicht erläutern werden, zumal sich keine Reste von ihnen finden ließen.


8. Schluß

Die Thermen des Römischen Imperiums stellen schon seit Zeiten ein wichtiges Kapitel in der Archäologie, der Geschichte und der Architektur da. Die enorme Vielseitigkeit dieser Bauwerke, seien es die kleinen Balnea oder die gigantischen Kaiserthermen, zog schon immer die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich. Da sich an den Thermen so viele Dinge der Antike erklären und deuten lassen, denke ich, sind sie von einiger Bedeutung. Meiner Meinung nach hat es kein anderes Gebäude der Antike gegeben, welches in so großen Stückzahlen gebaut wurde und diese universelle Funktion besaß, Nutzen mit Spaß und Vergnügen zu verbinden und einen Treffpunkt für Menschen darzustellen. Ferner sollte beachtet werden, daß dieses Referat nur einen kleinen Auszug aus dieser Thematik darstellt. Es sollte hauptsächlich die Thermen Italiens, besonders Roms erläutern. Die Thermen Nordafrikas, Kleinasiens und des nördlichen Europas, mußten hier vernachlässigt werden. Ebenso die Militärbäder und die besonderen Heilbäder. Auch die Bäder Griechenlands, die eigentlich die Entscheidende Rolle in der Entwicklung der römischen Bäder spielten, und hier fast gänzlich unerwähnt blieben, sind nicht zu vergessen. Welche Bedeutung das Bad für den damaligen Menschen hatte, kann vielleicht eine Inschrift vermitteln, die sich ein Römer der Kaiserzeit auf seinen Grabstein meißeln ließ:

"balnea, vina, Venus corrumperunt corpora nostra, sed vitam faciunt: balnea, vina, Venus"

Die Bäder, die Weine, die Liebe, sie ruinieren unsere Körper, aber sie machen das Leben aus: die Bäder, die Weine, die Liebe


KK




Anhang

Agrippa:
Marcus Vipsanius Agrippa, röm. Feldherr und Staatsmann, *63 v. Chr., +12 v. Chr., erfolgreiche Schlachten, schuf viele Bauwerke in Rom, wie z.B. Wasserleitungen, Thermen und das Pantheon

Ädil:
Röm. Beamter, der die Polizei, das Bauwesen, den Verkehr, die Getreideversorgung, die Märkte und die öffentlichen Spiele zu beaufsichtigen hatte. Ursprünglich 2, dann 4 und später unter Cäsar 6 Beamte.

Cato:
Marcus Porcius Cato Censorius später C. Major (der ältere) genannt, röm. Staatsmann, *Tusculum 234 v. Chr., +149 v. Chr., 195 Consul, 184 Censor, war verantwortlich für die Zerstörung Karthagos... gilt als Begründer der lat. Kunstprosa

Caracalla (Caracalla-Thermen):
Urspr. Bassianus, dann als Kaiser (211-217): Marcus Aurelius Antonius, später Caracalla genannt, da er den gleichnamigen keltischen Kapuzenmantel im röm. Heer einführte... * Lyon 186 n. Chr., +217 Karhä (Eski Harran, Türkei) C. führte eine grausame Willkürherrschaft, ermordete seinen Bruder und Baute die heute in Resten vorhandenen Caracalla-Thermen

Nero:
Eigentlich: Lucius Domitius Ahenobarbus, *Antium 37 n. Chr., +bei Rom 68 n. Chr., brannte (wahrscheinlich) Teile Roms nieder, um die Schuld auf die Christen zu schieben, die er danach grausam verfolgte, nicht ganz unumstrittener Kaiser...

Plinius:
Gaius Plinius Secundus, lat. Schriftsteller, * Como 23 oder 24 n. Chr., +79 n. Chr. beim Ausbruch des Vesuv, unter anderem Befehlshaber der kaiserl. Flotte in Misenum

Seneca:
Lucius Annaeus Seneca , philosophischer Schriftsteller und Dichter *Córdoba 4 v. Chr., +(Selbstmord) Rom 65 n. Chr., erlangte als Anwalt, Quästor und Senator großese Ansehen in Rom...

Trajan:
Marcus Ulpius Traianus, röm. Kaiser, *Italica 53 n. Chr., +Selinus 117, erster aus der Provinz stammender Kaiser, unter T. erreichte das Reich seine größte Ausdehnung, unter seiner Herrschaft wurden zahlreiche Straßen, Kanäle und Brücken gebaut und neue Städte und Kolonien gegründet, Kunst und Literatur blühten...

Vitruv:
Vitruvius Pollio, röm. Militärtechniker und Ingenieur (Architekt), verfaßte die 10 Bücher , beeinflußte seit der Renaissance die Architekten mit seinen Werken...




Quellenangaben:

E.Brödner, Die römischen Thermen und das antike Badewesen, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt

O.H.Lamprecht, Wasser in der Antike, Düsseldorf

Werner, Wasser für Rom

Hinweis: Dieses Referat unterstützt nicht die neue Rechtschreibreform! (Es undastützt überhaubtkaine rächdschraibung...)