Gian Lorenzo Bernini
Gian Lorenzo Bernini wurde 1598 in Neapel geboren. Er war der größte Meister des
römischen Barock. Zu seinen Werken zählt die einmalige Kolonnade des Petersplatz (1666-
1667), das Altarziborium (1624-1633 ), Cathedra Petri (1656-1666). Teilweise oder ganz
stammen von ihm die Paläste Barberini (Fassade, Treppe), Quirinal (Segensloggia),
Propaganda Fide (Fassade) an der Piazza di Spagna, Montecitorio und Odelscalchi. Ebenso
entwarf er die Kirche Sant`Andrea al Quirinale (1658-1665) und wirkte an S.Maria del Popolo
und Sant`Agnese (Innendekoration) mit. Seine berühmtesten Brunnen sind der Tritone,
Quattro Fiumi, die Fontana del Moro und die Fontana della Lumaca.
Gian Lorenzo Berninis größter Gegenspieler war Francesco Borromini (1599-1667). Bei
Bernini ist das Barock eine blühende Entfaltung, Borromimi aber verkörperte seine dunkle
Seite, den Abgrund. Carlo Maderna begann mit den Arbeiten des Palazzo Barberini. Dieser
verstarb allerdings im Jahre 1629 und Bernini schloss das Projekt ab. Borromini war unter
beiden Baumeistern tätig. Der Palazzo Barberini, heute die Galleria Nazionale d`Arte Antica,
stellt als Ganzes einen Bruch in der Tradition der römischen Palastarchitektur dar, in der der
Vierflügelbau mit Innenhof und die Quaderform vorherrschend waren: Hier wird der
oberitalienische Palast- und Villentypus nach Rom verlegt.
Bernini entwarf den Petersplatz zu der neuen Peterskirche (1656-1667). Das Grundrißnetz
scheint sehr einfach, man stößt dennoch auf ungewöhnliche Lösungen und versteckte
Ausbesserungen. Das Netz ist sehr komplex und ungleichmäßig. Das von Bernini geplante und
geschaffene Meister werk besteht aus zwei miteinander verbundenen Plätzen: Der erste,
größere ist ein an den Längsseiten geöffnetes Queroval; die Schmalseiten schließen über
Kreissegmenten errichtete, 17 m breite Kolonnaden, die jeweils aus vier Reihen monumentaler
dorischer Säulen und Pfeiler unter einem flachen Gebälk gebildet sind. Außerdem errichtete er
im Vatikan die Scala Regia, die von der Kolonnade zu den Audienzsälen führt.
Die Grabmäler für Urban VIII.und Alexander VII. und das Reiterstandbild von Konstantin
zählen zu seinen Werken. Bernini genoss den Erfolg und wurde sogar nach Versailles
eingeladen. Gian Lorenzo Berninis beste Skulpturen befinden sich in der Villa Borghese, die
Verzückung der hl. Therese von Avila in der Kirche Sa. Susanna, die Büste von Innozenz X. in
der Galerie des Palazzo Doria Pamphili. Als 70jähriger schuf Bernini die beiden Marmorengel.
Sie waren jedoch zu Schade für die Engelsbrücke und gelangen auf Umwege in die Sa. Andrea
delle Fratte.
Die Santa Andrea al Quirinale, Berninis letztes und vielleicht eindrucksvollstes Werk gehört
zu den Meisterwerken des römischen Barocks, bei dem das Gegenspiel von Kurven und
Geraden zur Vollendung geführt ist. Papst Alexander VII. erteilte Gian Lorenzo Bernini im
Jahre 1658 den Auftrag zu den Bauarbeiten, die 1661 abgeschlossen wurden. Der Innenausbau
zog sich aber bis zur Schlußweihe 1675 hin. über sie empfand Gian Lorenzo Bernini im Alter
die größte Genugtuung. Sie ist mit allen Künsten ausgestattet, die der Barock zu bieten hat.
Porphyrbekleidete Wände, der Strahlenglanz des Hauptaltars und die vergoldete
Kassettendecke der Kuppel scheinen einzig dazu bestimmt, den Zuschauer mit in die
Himmelfahrt des heiligen Andreas einzubeziehen.
In der Privatkapelle der Familie Cornaro inszenierte Bernini in Marmor, die Verzückung der
heiligen Therese von Avila. Ein lächelnder Engel ziehlt mit einem Pfeil auf das Herz der
Heiligen, die zitternd vor Sinnlichkeit erbebt. Mitglieder der Adelsfamilie sehen dem Schauspiel
in den seitlichen Logen zu. Spanische Mystik, barockes Lebensgefühl, heidnischer Eros und
religiöse Ekstase steigern sich hier zum Glaubenswunder. Der Altar der hl. Therese ist eines
der meist bewunderten und zugleich am heftigsten abgelehnten Werke der religiösen Kunst.
Bernini schuf ihn 1646 im Auftrag des venezianischen Kardinals Cornaro. Nach des Künstlers
Meinung sein Meisterwerk als Bildhauer.
Nirgendwo zeigen sich die Gegensätze und die Nähe der rivalisierenden Künstler Francesco
Borromini und Gian Lorenzo Bernini so deutlich wie in den beiden Kirchen S. Carlo alle
Quattro Fontane und S. Andrea al Quirinale. Borromini duldete keine kostspieligen und
extravaganten Raumausstattungen, wie sie sein neapolitanischer Rivale verwendete.
über dem Papstaltar errichtete Bernini im Auftrag des Papstes Urban VIII. das Altarziborium.
Mit diesem Werk, dessen Höhe (29 m) der des Palazzo Farnese entspricht einen neuen Typ des
Altarziboriums. Ein Gegenstück zum Papstaltar ist die Cathedra Petri in der Chorapsis,
ebenfalls ein Werk Berninis (1657-1666). Intention Berninis war der Bischofsstuhl des Apostel
Petrus, auf den die Päpste als seine Nachfolger ihren Primat zurückführen.
Berninis Charakter war sehr gewalttätig, zornig und aggressiv. Auch Melancholie und
Einsamkeit zählten zu seinen Eigenschaften. Sein Vater war florentinischer Herkunft, seine
Mutter neapolitanischer. Von ihr hatte er viele Eigenschaften, die aus ihm einen großen
Künstler machten.
Vieles lernte er von seinem Vater Pietro, z. B. die Bearbeitung von Marmor.Von seiner
Bildung her war Bernini sehr mit der Welt der Jesuiten verbunden und hatte sich an den
Exertien des Ignatius von Loyola beteiligt. Am 22. Mai1680 starb Bernini infolge einer
schweren Krankheit.
Saskia Kremer