Plätze - Ein Präludium I
 

Piazza Navona. Der oft als Rom schönster Platz bezeichnete Ort war ursprünglich eine Arena für Wettkämpfe, die bis 33 000 Zuschauern Platz bot. Bis ins 19 Jh. wurde der im 17. Jh. mit Brunnen neu gestaltete Platz regelmäßig im August mit Wasser geflutet. Wohlhabende fuhren zu ihrer Abkühlung mit ihren Kutschen durch das Wasser auf den Wegen, die schon antike Wagen beim Rennen fuhren. Kinder planschten im Wasser.

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Fontana dei Fiumi. Für Papst Innozenz X aus der Familie Pamphili wurde der Brunnen 1651 von Bernini erbaut. Sondersteuern, die unter anderem auf Brot erhoben wurden, dienten seiner Finanzierung. Ein Obelisk, der ursprünglich im Zirkus Maxentius an der Via Appia stand, krönt das Ensemble. Vier Riesen symbolisieren die damals bekannten größten Flüsse: Ganges, Donau, Nil und Rio de la Plata. In Sant'Agnese in Agone und dem Vierströmebrunnen begegnen sich in zwei  Hauptwerken die verfeindeten Künstler Bernini und Borromini. Die allegorische Figur des Rio de la Plata, soll die Arme in abwehrender Haltung hochhaltend, die Angst zum Ausdruck bringen, die Kirche könne auf sie stürzen. Beschwichtigend scheint die Statue der hl. Agnes an der nach innen gewölbten Fassade von Sant'Agnese der Figur des Rio de la Plata zu versichern, dass die Kirche nicht einstürze, so sagt man wenigstens. Ebenso munkelt man, der Flussgott Nil halte sein Haupt verhüllt, um die schreckliche Architektur Borrominis nicht sehen zu müssen. Tatsache ist aber, dass die Kirche erst nach Berninis Brunnen erbaut wurde und versöhnlicher ist die Interpretation des verhüllten Hauptes als Zeichen dafür, dass zu Berninis Zeiten die Quellen des Nil noch nicht bekannt waren. Und vielleicht noch nachvollziehbarer, der Nil trauert um die Entführung des Obelisken aus seiner Heimat Ägypten. Und die scheinbar zur Abwehr erhobenen Arme, sollten ursprünglich Wappen tragen. Die Konzeption des Brunnens stammt von Bernini selbst, während die Arbeiten an den Flussfiguren von anderen Künstlern ausgeführt wurden.
 

Die Kirche Sant'Agnese steht an dem Ort, an dem sich 304 jenes Bordell befand, wo die hl. Agnes zur Demütigung - nackt gezeigt wurde, nachdem sie als 12-jährige Schönheit und Tochter reicher, christlicher Eltern dem Werben des Sohns des damaligen Stadthalters Roms nicht nachgab mit der Begründung, sie sei bereits einem anderen, nämlich Jesus versprochen, wie sie bei Verhören unter mystischer Verzückung preisgab. Ein Wunder ließ ihre Haar plötzlich so schnell wachsen, dass ihre Blöße verdeckt wurde, wie es in einem Marmorrelief in der Krypta der Kirche dargestellt ist. Darauf hin sollte sie hier auf einem Scheiterhaufen sterben, die Flammen, so sagt die Legende, konnten ihrem Körper nichts anhaben, sie starb schließlich den Märtyrertod, indem ihr ein Schwert in den Hals gestoßen wurde. Begraben ist sie in der nach ihr benannten Katakomben in der Va Nomentana. Ihr "Wappentier" wurde das Lamm - lateinisch agnus - wegen der Nähe zu ihrem Namen Agnes.
 

Fontana del Moro wurde 1653 von Bernini umgestaltet, die Figuren wurden von Bernini gezeichnet aber von Mari gearbeitet.

Neptunbrunnen, der nördliche Brunnen des Platzes wurde von Della Porta entworfen, aber erst in späteren Zeiten realisiert.
 

Pantheon. Als Römischer Tempel der "Gesamtheit der Götter" geweiht, unter Hadrian (118-125 n. Chr.) an der Stelle erbaut, an der der Schwiegersohn des Augustus Konsul Marcus Agrippa  27. v. Chr. einen Tempel errichten ließ, wurde dieses imposante Gebäude im Mittelalter zu einer Kirche. Durch den, auf den Fundamenten des Agrippa-Tempels ruhenden Portikus mit seinen mächtigen Granitsäulen, betritt man den eigentlichen Bau, der einer Kugel von 43,3 Meter Durchmesser umbaut ist. Die imaginäre, aber dem Raum eine ästhetische Wirkung verleihende untere Halbkugel "ruht" in einem Zylinder, der die obere Halbkugel, die zur Kuppel ausgebaut ist, mit 6 Meter starken Mauern trägt. Die Decke des Gewölbes ist mit hohlen Kasettenfächer ausgestaltet, die das Gewicht der Kuppel mindern. Die Kuppel ist unter Verwendung einer so genannten verlorenen Holzform aus einem mit Bimssteinsand und Kalktuff vermengten Mörtel als quasi Betondecke gegossen. Als einzige Lichtöffnung dient der Oculus, eine runde Öffnung mit einem Durchmesser von 9 Meter, die neben Licht auch Regenwasser rein lässt; das Wasser wird mittels Rinnen im Fußboden in Zisternen gesammelt. Der 1873 restaurierte Fußboden hat noch sein ursprüngliches, römisches Design. Neben einigen Königen der moderneren italienischen Geschichte ruht unter einer von Lorenzetto 1524 gestalteten Madonna Raffael, der hier auf eigenen Wunsch begraben wurde. Urban VIII lässt die Bronze des Portikus für Berninis Baldachin in Sankt Peter einschmelzen. Das Handeln Urbans VIII wird passend von Goethe mit "Was die Barbaren stehenließen, haben die Baumeister des neuen Rom verwüstet" kommentiert, wobei Goethe aber, da ihn hauptsächlich das klassische Rom interessiert, selbstverständlich verschweigt, dass neue Kunst geschaffen wurde, was die Zerstörung selbst natürlich nicht rechtfertigt. Oder der römische Ausspruch: Was die Barbaren nicht schafften, schafften die Barberini.
 
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Piazza della Rotonda
Eine Pause für Café im berühmten Tazza d'Orso schräg über die Piazza della Rotonda. Als Begründung für eine Pause auf dem Weg durch Rom dient wohl nichts besser als das folgende Zitat von Goethe:
.., "obgleich ein solches Vorüberrennen wenig Genuß und Belehrung gewährt. .. Ein flinker und wohlunterrichteter Lohnbediente, sobald er vernahm, daß ich nicht lange zu verweilen gedächte, jagte mich durch alle Straßen, durch so viel Paläste und Kirchen, daß ich kaum in meinem Volkmann anzeichnen konnte, wo ich gewesen war, und wer weiß, ob ich mich künftig bei diesen Merkzeichen aller der Sachen erinnere."
 

Piazza della Minerva
Bizarr anmutendes Arrangement Berninis ist der Marmorelefant mit Obelisken. Von Bernini stammt der Entwurf des Elefanten und die Komposition. Als Symbol der Klugheit und Frömmigkeit wurde der Elefant als Stütze der wahren christlichen Weisheit gewählt. Die Ausführung des Elefanten wurde Ercole Ferrata anvertraut. Der Obelisk wurde im Garten des Klosters von Santa Maria sopra Minerva gefunden, weshalb die Mönche auch wünschten, daß er auf "ihrem Platz" aufgestellt werde. Berninis ursprüngliche Planung sah vor, dass der Raum unter dem Bauch des Elefanten frei bleiben sollte - dass Bernini die Gesetze der Statik voll beherrschte, bewies er bei den Hohlraumkonstruktionen des Vier-Ströme-Brunnens auf dem Piazza Navona - ein verantwortlicher Mönch traute der ursprünglichen Konstruktion nicht, deshalb musste Bernini den Raum unter dem Bauch des Elefanten massiv gestalten, kaschiert wurde der Tribut an die Inkompetenz des Mönchen mit einem Sattel auf dem Rücken des Elefanten, der so gestaltet wurde, dass er optisch die ursprüngliche Leichtigkeit des Designs wenigstens zum Teil rettete.
Die Kirche Santa Maria supra Minerva wurde vermutlich an der Stelle eines alten Minervatempels aufgebaut. Sie war die Hochburg der Dominikaner, die wegen ihrer Rolle in der Zeit der Inquisition, Domini canes d.h. Spürhunde des Herrn genannt wurden. In der Kirche befinden sich einige Papstgräber, z.B. Leo X., Clemens VII. und einige Midici-Päpste, die hl. Katharina, die den Papst aus Avignon wieder nach Rom zu gehen überredete und der Domikanermönch Fra Angelico, der als Maler in Florenz viele Kunstwerke hinterließ. In dieser Kirche fand auch das Verhör Galileis statt.
 

Fontana di Trevi (Kulisse für den Fellinis Film : La dolce Vita 1960; Anita Eckberg badet im Trevibrunnen)
Wohl der bekannteste Brunnen in Rom. Entworfen von Nicola Salvis, setzt dieser Brunnen dem Geiste Berninis ein hochbarockes Denkmal. Der Brunnen fällt den ganzen Platz aus. Neptun regiert die hervorstürzenden Wasseradern. Flankiert wird der Gott von zwei Tritonen. Der eine versucht ein ausgesprochen wildes Pferd zu zügeln, der andere fährt ein wesentlich ruhigeres Pferd. Beide Gruppen sind als Allegorien der unterschiedlichen Temperamente des Meeres zu verstehen. An dieser Stelle endete ursprünglich die Aqua Vergine (19 v. Chr.)


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Palazzo del Quirinale. Auf dem Quirinal und dem Esquilin wurden im 8. Jh. v. Chr. Siedlungen der Sabiner nachgewiesen.
Im 16. Jahrhundert häuften sich im Vatikan die Malaria Fälle. Papst Gregor XIII plante deshalb auf dem höchsten der sieben Hügel Roms seine päpstliche Sommerresidenz. Die Arbeiten begannen 1574 und wurden unter Clemens (1730-40) fertiggestellt. Von Bernini stammt der schmale Flügel entlang der Via Quirinale. Seit 1947 offizielle Sitz des Präsidenten der Republik.



 




Quattro Fontane. ... entstanden unter Papst Sixtus V (1585-1590). Alle vier Brunnen sind einer Gottheit gewidmet höchster Punkt des Quirinal, Ausblick auf
drei Obelisken: Santa Maria Maggiore, Trnità dei Monti und Piazza Quirinale

 



Piazza Barberini mit Berninis Fontana Tritone - Fontana delle Api . Kurz nach Fertigstellung des Platzes schuf Bernini 1642 den Tritonbrunnen. Der Auftrag dafür stammte von dem Barberini Papst Urban VIII. Auf dem Kopf stehende akrobatische Delphine tragen auf ihren Schwanzspitzen eine große Muschel, in der der Meeresgott kniet und durch eine Muschel Wasser senkrecht nach oben bläst. Der Brunnen der alle Sinne anspricht (auch das Gehör) stellt eine Momentaufnahme höchsten Dynamik dar. Die Delphine können nicht beliebig lange die Muschel mit dem Gott halten, der Atem des Gottes, der das Leben spendende Wasser nach oben bläst, hält nicht lange. Der Brunnen wird somit dem barocken Ideal eines Kunstwerkes gerecht, das alle Sinne anspricht Zwischen den Delphinen sind die päpstliche Krone, die Tiara, der Schlüssel Petri und das Familienwappen der Barberini platziert.
Schräg über dem Platz findet man den Brunnen Fontana delle Api (1644), den Bienenbrunnen . Bienen sind die Wappentiere der Barberini. Die Bienen scheinen Wasser aus dem Brunnen zu trinken. Eine Inschrift besagt, dass das Wasser für die öffentlichkeit, Mensch und Tier bestimmt sei.

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Santa Maria della Vittoria ist eine Barockkirche und birgt Berninis Altar der hl. Theresia. Theresia von Avila (1515-1582;67) spanische Ordensreformerin und Mystikerin, zeichnete sich durch strengste Frömmigkeit und aus und litt unter scheren Krankheiten; dabei erfuhr sie mystische Erlebnisse und Verzückungen. Im Alter von 45 legte sie das Gelübde zum Streben nach Vollkommenheit ab. Gegen starke Widerstände setzte sie 1562 die Gründung des Konvents der Barfüßerinnen des Karmeliteroderns durch. Als Theologin entwarf sie eine Theologie des mystischen Erlebens in mehreren Stufen. Man kann dies in gewisser Weise als Antwort oder Korrektur der scholastischen Gottesbeweise sehen, die sich als Denkmodelle zu verselbständigen drohten, wie Bonaventura befürchtete. Die Liebe fährt zu Gott. Bernini stellt die hl. Theresia im Moment der mystisch - ekstatischen Verzückung dar. Theresas Mund halb geöffnet, mit geschlossenen Augen, schwebt in einem fließenden Gewand gehüllt auf einer Wolke. über ihr ein Engel, sein Lächeln wirkt sanft und grausam zugleich, hält den Pfeil in der Hand, der Theresia zum zweiten Mal durchbohren soll. . Die Pfeile versinnbildlichen die von Außen gesandte Erkenntnis, die nicht aus sich selbst erworben wird. Man fühlt sich an die Beschreibung der Liebe als einen wonnevollen Schmerz erinnert.

Besuch bei einer verzückten Heiligen  (mehr...)
 

Santa Maria in Trastevere. An dieser Stelle stand vermutlich der erste Sakralbau der christlichen Minderheit im Rom des 3. Jh. und wurde sehr bald Zentrum der Marienverehrung. Der heutige Bau stammt größtenteils aus dem 12. Jh. Die Mosaikfassade aus dem 12. Jh. zeigt Maria beim Stillen des Jesuskindes und zehn Frauen mit Laternen. Die acht der brennenden Laternen symbolisieren die Jungfräulichkeit ihrer Trägerinnen. Die erloschene Lampen symbolisieren die Witwenschaft ihrer Trägerinnen. Die Mosaike in der Apsis sind sehr realistisch gehalten, die Kuppel der Apsis zeigt die Krönung Mariens.
   
   
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